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![]() Singulus Technologies AG WKN 760 810 |
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Interview
erschienen am: 31. Oktober 2000 [...]
Interview-Gast: Reiner Seiler, Vorstand der Singulus Technologies AG |
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Reiner Seiler: Im Vergleich zum gleichen 9-Monatszeitraum des Vorjahres hat sich der Umsatz von DM 211 Mio. auf DM 529,2 Mio. erhöht; das Ergebnis stieg von DM 25,0 Mio. auf DM 75,6 Mio. Trading Division: Viel bedeutender für die weitere Entwicklung der Anteilsscheine als die guten Zahlen für das abgelaufene Quartal ist die Anhebung der Planzahlen für das Gesamtgeschäftsjahr. Bereits vor einigen Monaten ist es zu einer solchen Anhebung gekommen, was führte zu einer erneuten derartigen Maßnahme? Ihr "Teilweise-Konkurrent" STEAG HamaTech musste eine Gewinnwarnung aussprechen, während Sie die Zahlen stets nach oben revidieren? Reiner Seiler: Bei konservativer Planung sind eben positive Korrekturen möglich. Unser wesentlicher Vorteil gegenüber STEAG HamaTech ist unser ausgewogenes Produktportfolio mit Schwerpunkt auf vorbespielte Medien CD / CD-ROM und DVD Video. Trading Division: Bevor wir uns noch tiefer in der Planzahlenanhebung vergraben, könnten Sie vielleicht die wichtigsten Ereignisse des abgelaufenen dritten Quartals zusammenfassen? Konnten große Aufträge unterzeichnet oder gar Akquisitionen getätigt werden? Reiner Seiler: Herausragend für unser Unternehmen war der Bezug unseres neuen Werkes in Kahl / Main, wo wir endlich wieder "alle unter einem Dach" unsere höhere Produktionsleistung zur Reduzierung der Auftragsbestände und Realisierung vernünftiger Lieferzeiten nutzen konnten. Ein Highlight war anläßlich der Werkseinweihung Ende Juli die Vorstellung unseres jüngsten Produktes "MODULUS" zur Herstellung wiederbeschreibbarer CDs und DVDs. Hinsichtlich des Auftragseinganges war das 3. Quartal mit DM 152,7 Mio. etwas ruhiger als insbesondere das durch Großaufträge im DVD-Bereich gekennzeichnete 2. Quartal. Akquisitionen wurden keine getätigt. Trading Division: Um nochmals auf Ihren Konkurrenten STEAG zurückzukommen. Was unterscheidet Sie von diesem Unternehmen, viele Anleger vergleichen Sie oft, um eine Anlageentscheidung zu fällen, aber Sie werden doch nur ungern mit gerade diesem Mitbewerber verglichen, oder etwa nicht? Reiner Seiler: Wir respektieren die hervorragende Stellung von STEAG HamaTech im Bereich CD-R Anlagen. Die heute vorhandene Überkapazität im Markt hat diesem Unternehmen ein sehr gutes Geschäftsjahr 1999 beschert. Im Jahr 2000 und wahrscheinlich auch weitgehend in 2001 wird kaum zusätzliches Equipment für die CD-R Produktion geordert. Durch die Fokussierung auf CD-R ist es STEAG HamaTech nicht möglich gewesen, mit Geschäften in anderen Bereichen zu kompensieren. SINGULUS hat ebenfalls unter der CD-R Flaute zu leiden. Wir mußten Aufträge im Wert von über DM 100 Mio. als unrealisierbar einstufen und aus unseren Büchern nehmen. Glücklicherweise konnten wir dies durch Aufträge aus dem Bereich CD und DVD bei weitem überkompensieren. Trading Division: Nun kennen wir den größten und wohl auch herausragendsten Unterschied, interessant wird jetzt die Perspektive in diesem Markt. Wie sieht es mit den Wachstumsaussichten aus und inwiefern wird Ihr Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren können? Reiner Seiler: Insbesondere im Bereich vorbespielter DVD gibt es noch über Jahre hohes Wachstumspotential. Bei bisher nur 10% Penetration der US-Haushalte mit DVD-Playern - in Deutschland sind es nur 1-2% der Haushalte - stehen wir gerade erst am Beginn eines Massenmarktes mit einer prognostizierten Wachstumsrate von ca. +65% in 2001. Durch unsere hervorragende Marktposition in diesem Sektor werden wir an diesem Wachstum partizipieren. Im Zukunftsmarkt wiederbespielbarer CDs und DVDs haben wir mit unserer MODULUS-Anlage die Basis für weiteres Wachstum gelegt. Trading Division: Und noch einmal STEAG, so leid es uns tut, wir kommen um dieses Thema nicht herum. Denn nicht zuletzt durch die Meldung dieses Mitbewerbers wurde der Kurs der Singulus-Anteilsscheine in den Abgrund gerissen. In Relation zum All-Time-High verloren die Papiere zeitweise deutlich mehr als 40 Prozent an Wert. Wie möchte man seine Aktionäre in Zukunft vor solchen ungerechtfertigten Abschlägen bewahren? Wenn wir richtig informiert sind, läuft gerade eine Road-Show, werden Sie die IR-Arbeit verstärken, um noch näher an den Anlegern zu sein? Reiner Seiler: Wenig informierte Anleger erkennen nicht in genügendem Maße die Unterschiede in der Ausrichtung der verschiedenen Unternehmen im Marktsegment optische Datenträger. Daher rühren Sogeffekte, denen wir uns durch Aufklärung zu entziehen versuchen. Verstärkte IR Arbeit, häufige Roadshows und eine Vielzahl direkter Gespräche mit Investoren werden hoffentlich dazu führen, daß Anleger besser differenzieren. Trading Division: Gehen wir nun über zu allgemeinen Fragen, in welche Märkte wollen Sie zukünftig expandieren? Sicherlich nicht uninteressant wäre an dieser Stelle die Frage nach Ihrer Cash-Reserve? Einige Unternehmen zieht es in den Osten Europas, um dort kosteneffizient produzieren zu können, kommt eine Expansion Ihres Unternehmens in diesen Raum auch in Frage? Reiner Seiler: Wir haben sicherlich eine gut gefüllte Kriegskasse, die wir zur Ausweitung unserer Geschäftstätigkeit innerhalb aber zukünftig auch außerhalb Optical Disk einsetzen werden. Eine Verlagerung unserer Produktion in Billiglohnländer kommt für uns aus mehreren Gründen nicht in Frage: Der Personalkostenanteil liegt bei uns nur bei etwa 10% der Gesamtherstellkosten. Viel wichtiger ist die Qualifikation unserer Mitarbeiter und die Qualität unserer Produkte. Bei unserer Innovationsfreude und einem neuen Produkt jedes Jahr ist die Nähe zwischen Entwicklungs- und Produktionsstandort extrem wichtig. Trading Division: Wenn Sie schon ungern mit STEAG verglichen werden, mit welchen Unternehmen befinden Sie sich im Wettbewerb und wie steht es um Ihre weltweiten Marktanteile in Ihrem Hauptgeschäftsfeld? Reiner Seiler: Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst. Nur wenn es einem gelingt, nachhaltig besser als der Wettbewerb zu sein, kann man sich einen Spitzenplatz im Markt erobern. Dies ist uns in den nur 5 Jahren seit Gründung gelungen und hat uns auf Platz 1 unter den Anbietern von Produktionsequipment für optische Datenträger gebracht. Trading Division: Von den Konkurrenten zu den Kunden und Partnern, nennen Sie doch bitte die größten Kunden und die wichtigsten Partner, damit unsere Leser sich einen noch besseren Überblick verschaffen können. Reiner Seiler: Zu unseren Kunden gehören die namhaften Unternehmen der Branche, beispielsweise Universal, Technicolor, etc. sowie Key Player in Asien, deren Namen hier weniger geläufig sind. Glücklicherweise hat jedoch kein Kunde eine dominierende Rolle. Bei nur unter 10% liegt der Umsatzanteil einzelner Kunden. Zu unseren wichtigsten Partnern zählen Lieferanten von Spritzgießmaschinen und Inspektionssystemen, den einzigen nicht von uns selbst entwickelten Baugruppen unserer Produktionslinien. Von besonderer Bedeutung sind natürlich Entwicklungspartner. Die Zusammenarbeit mit Pioneer Corp., Japan bei der Optimierung unserer DVD-RW Beschichtungsanlage MODULUS ist die jüngste Partnerschaft dieser Art. Trading Division: Derzeit scheinen Zweitlistings deutscher Unternehmen an der US-High-Tech Börse Nasdaq in Mode zu sein, pflegt Ihr Unternehmen auch solche Pläne? Immerhin erhöhen derartige Aktionen die Popularität und sorgen zudem für einen enormen Kapitalzufluss. Wenn nicht durch ein Zweitlisting, möchten Sie in nächster Zeit vielleicht eine Kapitalerhöhung durchführen? Reiner Seiler: Dual Listing, beispielsweise zusätzlich an der Nasdaq ist nicht geplant. Trading Division: Wir möchten uns für dieses Interview bedanken, und wir hoffen auch, dass wir dazu beitragen konnten unseren Lesern den Unterschied zwischen Ihrem Unternehmen und STEAG nähergebracht haben zu können. Reiner Seiler: Ich bedanke mich für die Möglichkeit, mit Ihnen dieses Interview zu führen. Das Interview führte Leon Müller. |
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